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Alltag

Hallo Ihr Lieben!

Endlich kommt mal wieder ein neuer Blog und irgendwie weiß ich gar nicht wo ich anfangen soll und was ich überhaupt alles erzählen will. Der vergangene Monat ist so unglaublich schnell an mir vorbeigezogen, dass vieles was Euch vielleicht super interessiert, schon fast Alltag für mich geworden ist.

Am besten ist, glaube ich, wenn ich einfach mal ganz vorne anfange und euch ein bisschen in mein Leben hier mit reinnehme. Nachdem Mitte September die Freiwilligen aus Irland abgereist waren, bin ich hier in die CRU, also die Rehastation, wo ich auch arbeite umgezogen.

Hier habe ich mein eigenes Zimmer (also zumindest bis Fiona kommt), verbringe aber meinen restlichen Tag eigentlich mit den Kindern. Nachdem ich in meinen ersten zwei Wochen so vieles erlebt habe, ist inzwischen sehr viel mehr Ruhe eingekehrt und so langsam wird alles hier für mich wirklich zu meinem Alltag.

Alltag bedeutet für mich, ein bisschen nach acht aufstehen, frühstücken, und dann um neun meine Arbeit beginnen. Jeden Morgen treffen sich alle Mitarbeiter und es findet sozusagen eine "Übergabe" statt, wo alle Neuigkeiten ausgetauscht werden, bevorstehende Termine angekündigt und einfach auch zusammen gebetet wird. Wo ich am Anfang eher nur die Kinder betreut und die restlichen Mitarbeiter unterstützt habe, darf ich jetzt sehr viel mehr Eigenverantwortung übernehmen. Mit einer anderen Mitarbeiterin bin ich für die "study-times" der Kinder zuständig, lerne also mit den Älteren das, was sie in der Schule verpassen und arbeite mit den Kleinen an ihrer Konzentration und Dingen die sie bei uns im Kindergarten auch lernen würden, wie Formen, Zahlen, Teile des Körpers und so weiter.

An den Nachmittagen unternehme ich verschiedene Aktivitäten mit den Kindern. So basteln wir zum Beispiel gemeinsam, gehen raus und was bisher leider noch nicht geklappt hat- ich backe mit den Kindern! Ich bin sehr froh, meine Fähigkeiten und Hobbies hier auch einbringen zu können und ich bin gespannt wie das dann wird, wenn zehn Kinder in der Küche herumspringen, während wir versuchen Cookies zu backen. Auch die Arbeit im Krankenhaus mache ich nun verstärkt, da ich bemerkt habe, dass für diesen Ort wirklich mein Herz schlägt und ich in dieser Zeit dort so viel erleben und lernen darf.

Allgemein hat mich meine Zeit hier schon sehr verändert. Einige Dinge die in Deutschland so wichtig für mich waren und die in Deutschland auch einfach so wichtig sind, werden jetzt hier mittlerweile so unwichtig und man hat hier einfach andere Prioritäten. Zum Beispiel kann man hier einfach nichts im Voraus planen. Wie ich vorhin schon erwähnt habe, plane ich mit den Kindern einmal in der Woche zu backen. Diese Aktivität war in der letzten Woche eigentlich für Mittwoch angesetzt. Nachdem alle Zutaten für superleckere M&M Cookies besorgt waren und die Rezepte am Abend davor noch übersetzt und ausgedruckt worden sind, war ich am Mittwochmorgen bereit für meine erste große Aktivität. Mit eingeplant war jedoch nicht, dass alle Kids am Nachmittag zum Zahnarzt mussten und ich so nur mit mir alleine hätte backen können. Also verschoben wir das Backen auf Freitag und am Freitag auf diese Woche und ich werde letztendlich sehen, wann es stattfinden wird. Aber so bleibt es hier zumindest immer spannend. Auch wenn es manchmal nervig ist, nichts im Voraus planen zu können, liebe ich es! Es fällt einem hier so viel leichter von einem Tag zum anderen zu leben, den Tag zu nehmen wie er ist und wenn auch vieles nicht so läuft wie man es gerne hätte, kann man am Abend mit dem Tag abschließen und den neuen Tag dann einfach ganz von vorne und unvoreingenommen starten.

Doch auch wenn ich jeden Tag neu starte werde ich viele Dinge, die ich hier erlebe oder zu sehen bekommen habe, wohl nie vergessen.

Erfahrungen die ich jeden Tag mache, prägen mich und verändern meine Sichtweise auf mein eigenes Leben in Deutschland, auf meinen Lebensstil und auch auf das Selbstverständnis für den Luxus den wir haben.

Ich möchte mit euch ein paar Eindrücke teilen, die ich diese Woche bei einer ersten Home Visitation gemacht habe.

Erwartet habe ich einen netten Ausflug, bei dem man endlich auch mal die weitere Umgebung sehen kann und ich ein paar Leute kennenlerne. Realität war der Besuch von Familien zweier unserer Patienten. Dieser Besuch heute hat meine Augen so sehr für die wirkliche Armut, die es in dieser Welt gibt geöffnet. Keine Worte dieser Welt können ausdrücken, wie ich mich gefühlt habe, als ich das "Zuhause" unserer neuen, kleinen, wundervollen Patientin betreten habe. Ich stand in einer kleinen Hütte, in der 9 Personen leben sollen. Es gab keine Möbel, keine Betten, keine Küche, nichts. Vier der kleineren Kinder auf zwei kleinen schmutzdurchtränkten Teppichen auf der puren Erde in zerfetzten Kleidern, die zwei Älteren sind unterwegs um nach Essen zu betteln. Für alle zusammen gibt es vielleicht zwei Hände voll Reis und vier kleine Fische, welche über einem kleinen Feuer auf dem Boden der Hütte gekocht werden.

Mein Herz zerbricht an den zwei kleinen Mädchen, die mir trotz allem ein süßes Lächeln schenken, mich in den Arm nehmen und sich mit mir unterhalten. Ich hatte mich auf Vieles eingestellt bevor ich hierherkam, aber dass jemand wirklich so leben kann, bricht einem dann nochmal ganz anders das Herz.

Wir in Deutschland haben so viel, das wir eigentlich gar nicht brauchen würden und doch sind wir so undankbar. Wir wurden von Gott so überreich beschenkt und doch sehen wir alle nur tagtäglich all die Dinge, die wir nicht haben. Wir müssen uns nicht darum sorgen, was wir morgen zu essen haben werden und ob wir den dringend nötigen Arzt für unsere Kinder bezahlen können, nein, für uns ist es selbstverständlich, dass wir abgelaufene Lebensmittel wegwerfen und beim Arzt schön unser Versichertenkärtchen vorzeigen. Wir können so unendlich dankbar sein, für die alltäglichsten Dinge in unserem Leben und doch sind wir mit allem oft so unzufrieden.

Ich bin so dankbar, dass ich diese Erfahrungen hier machen darf und dass Gott Stück für Stück mein Herz verändert und mich sehen lässt, warum ich wirklich hier bin.

Ich bin dankbar für Jeden von euch, der mich unterstützt und ich bin dankbar für Alle, die im Gebet hinter mir stehen. Im nächsten Blog möchte ich euch aber dann auch noch von den fröhlichen Seiten meines neuen Lebens hier berichten, denn die gibt es natürlich auch.

Aber ich glaube, das war jetzt auch mal genug für heute. Ich freue mich riesig darüber, auch was von Euch aus Deutschland zu hören und bin gespannt auf alles, was bei mir hier noch kommt.

Bis Bald Eure Friedi


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